Wie in jedem Jahr finden auch bei der diesjährigen Mitgliederversammlung des FC Schalke 04 Wahlen zum Aufsichtsrat statt. Und jedes Jahr reichen dort die fünf Minuten nicht aus, um sich als Mitglied ein vernünftiges Bild von den Kandidaten zu machen. Aus diesem Grund fand auch in diesem Jahr im Vorfeld wieder eine Vorstellungsrunde der Kandidaten statt. Dieses Angebot haben knapp 100 Mitglieder auch angenommen und kamen am Samstag Nachmittag in die Gelsenkirchener Flora. Da sicherlich nicht jeder Interessierte an dieser Veranstaltung teilnehmen konnte, möchten wir an dieser Stelle allen Schalkern eine möglichst wertfreie Zusammenfassung liefern, so dass sich jeder ein besseres Bild von den Kandidaten machen kann.

Es waren alle vier Kandidaten anwesend. Nach einer zehn minütigen persönlichen Vorstellung jedes Kandidaten konnten diese danach von den Anwesenden mit Fragen gelöchert werden. Den Anfang bei der Vorstellung machte Stefan Blaschak. Da dieser noch zum Abi-Ball seiner Tochter musste und man nicht die häuslichen Frieden gefährden wollte, wurden hier direkt die Fragen im Anschluss an seine persönliche Vorstellung gestellt. Die anderen drei Kandidaten haben am Ende zusammen den Fragen beantwortet.

Zunächst fasste Blaschak seinen beruflichen Werdegang kurz zusammen. Er war 15 Jahre als Geschäftsführer und Vorstand in verschiedenen Firmen tätig und wurde dort in „Turnaround Situationen“ geholt. Das heißt, dass er dabei reichlich Erfahrung sammeln konnte, was nachhaltige Strategiewechsel und Markenpositionierung angeht, da diese Firmen sich jeweils in schwierigen Situationen befanden. In dieser Zeit habe er zwei Dinge gelernt, warum Unternehmen funktionieren: Professionalität und Zusammenhalt. In seinen Augen brauchen wir gerade Professionalität im Finanzsystem. Zunächst sollte geklärt werden, was überhaupt unser Finanzsystem ist. Stefan Blaschak sieht große Problem auf Schalke zu kommen, wenn sich nichts ändert. Weiterhin müsse es auch mehr Professionalität bei der Kommunikation geben. Eine schlechte Kommunikation bestätigt nur das Bild als Chaosclub und kostet Geld. Als Beispiel nannte er den letzten Trainerwechsel. Danach fand Balschak noch lobende Worte für das Leitbild. Dieses sei aus wirtschaftlicher Sicht sehr gut, dass es exzellent für die Markenpositionierung sei. Aber auch aus Fan-Sicht sei das Leitbild hervorragend. Zum Abschluss der persönlichen Vorstellung betonte Blaschak, dass er einer Ausgliederung nicht zustimmen würde im Aufsichtsrat. Er hat in seiner vorherigen Arbeit bei einem Sponsor der Hertha aus Berlin aus nächster Nähe erleben können, wie nachteilig eine Ausgliederung für die Mitglieder sein kann.

Nach der persönlichen Vorstellung gab es noch ein paar Fragen. Zunächst wurde die Frage gestellt, wie er denn die Professionalität im Finanzbereich umsetzen möchte? Hier müsse der Aufsichtsrat seiner Pflicht zur Prüfung nachkommen und ggf. bei schlechter Arbeit der handelnden Personen auch Konsequenzen ziehen. Die nächste Frage bezog sich auf den Aufsichtsrat-Vorsitzenden und wie man mit diesem umgehen sollte. Hier sagte Blaschak, dass es zwei Möglichkeiten gebe. Zum einen könnte man versuchen mittels Vernunft ihn von einem anderen Weg zu überzeugen. Sollte dieses nicht möglich und der Austausch von vernünftigen Argumenten nicht erfolgreich sein, gebe es auch die Möglichkeit der Konfrontation. Dieser Weg müsse dann allerdings gemeinsam mit den Fan-Organisationen und allen anderen Schalker beschritten werden.

Als nächstes hatte dann Dr. Andreas Horn die Möglichkeit sich vorzustellen. Er betonte, dass wir ein Ausgabenproblem und auch ein Kommunikationsproblem haben. Horn lobte ausdrücklich das Leitbild. Er betonte aber auch, dass dieses gelebt werden muss. Es darf keine Spaltung zwischen den Gremien des Vereins und den Fans geben, so wie es aktuell der Fall ist. Das Thema Ausgliederung wurde auch bei dieser Vorstellung angesprochen. Es wurde klar gesagt, dass er keinen Grund für eine Ausgliederung sehe. Er vermisse allerdings von Vereinsseite ein klares Bekenntnis pro eingetragener Verein. Danach äußerte sich Andreas Horn noch zu einigen Punkten aus der geplanten Satzungsänderungen. Er sehe keine Notwendigkeit zur Erhöhung der Sonderumlage. Die Änderung bzgl. Kooptierung von Aufsichtsratsmitgliedern sehe er positiv. Kooptierte Mitglieder seien wichtig, aber es sei noch wichtiger, dass die Stimmenmehrheit bei den durch die Mitgliederversammlung legitimierten Aufsichtsrats-Mitgliedern liegt. Danach kritisierte er noch den geplanten gemeinsamen Ausschuss. Der Wahlausschuss könnte die Aufgaben aus seiner Sicht übernehmen und man bräuchte diesen Ausschuss nicht. Am Ende seiner Vorstellung machte Horn das Versprechen, dass er ständiger Ansprechpartner für die Belange der Fans im Aufsichtsrat seien möchte.

Danach nutze Ludger Wibbeke die Chance sich vorzustellen. In seinen Augen gäbe es ein enormes Bedürfnis nach Gemeinschaft bei den Mitgliedern. Dieses werde aber von drei, vier Leuten verhindert, die ihr eigenes Dingen durchziehen. Er hat in diesem Zusammenhang immer wieder das Bild von einer Eisschicht bemüht, welche dazwischen liegt. Dieses Eis müsse durchbrochen werden. Wibbeke betonte auch, dass wenn der Vorstand die Erwartungen nicht erfüllt, man Konsequenzen ziehen müsse. Aus Marketing-Sicht sei die abgesagte Asien-Reise eine Katastrophe. Auch hier sieht er deutliches Verbesserungspotential. Danach kritisierte er Clemens Tönnies. Die Aufgabe des Aufsichtsrats-Vorsitzenden sei es nicht ständig im Fernsehen aufzutreten. Hier müsse mit Tönnies gesprochen werden. Sollte sich das Verhalten bis zum nächsten Jahr nicht ändern, müsse bei der nächsten Wahl von Tönnies in 2016 Konsequenzen gezogen werden. Zum Ende seiner Vorstellung betonte Wibbeke auch, dass eine Kapitalgesellschaft nicht die Lösung sei. Ein Verein kann nicht mehr oder weniger.

Zum Ende stellte sich dann Thomas Wiese vor. Er berichtete über seinen beruflichen Werdegang. Hier betonte er den Beginn als Schlosser und berichtete danach, wie er zu seiner Firma kam. In dem Zusammenhang konnte er auch aufzeigen, dass er pro Mitspracherecht und pro eingetragener Verein ist, da er seinen Mitarbeitern 25,1% der Aktien gegeben hat und ihnen so eine Speerminorität eigeräumt hat. Neben dem Mitspracherecht sei ihm aber auch der Zusammenhalt und die Kontinuität sehr wichtig.

Nachdem sich die vier Kandidaten vorgestellt haben, hatten die Anwesenden noch die Möglichkeit Fragen zu stellen. Von dieser Möglichkeit wurde auch reichlich Gebrauch gemacht. Zunächst wurden die Kandidaten mit einer Aussage von Peters konfrontiert, dass der Aufsichtsrats-Vorsitzende durch unsere Satzung eben das Recht hätte in das operative Geschäft einzugreifen. Diese Aussage quittierten alle Kandidaten mit einem Lachen und sagten wörtlich, dass diese Aussage Quatsch sei. Auch die 3000.000 Euro Grenze könne hier nicht der Grund sein. Herr Horn kritisierte an dieser Stelle den Eilausschuss. Das sei ein Tönnies-Ausschuss, den man bei den heutigen Kommunikationsmöglichkeiten auch gar nicht mehr bräuchte. In diesem Zug wurde von den drei noch anwesenden Kandidaten deutliche Kritik an Clemens Tönnies laut. Herr Tönnies müsse auch das Leitbild achten und im Team spielen, war hier das Fazit. Nach dieser Kritik gab es von dem Ehrenrats-Mitglied Volker Stuckmann die Anmerkung dass man ja nur über Clemens Tönnies reden würde und nicht über den Rest. Hier meinte Thomas Wiese, dass er die Arbeit des Aufsichtsrats nur schwer beurteilen können. Das öffentliche Auftreten von Clemens Tönnies sei allerdings bewertbar. Andreas Horn meinte, dass Tönnies mit der Kritik Leben müssen, da er sich selbst als Lichtgestallt im Aufsichtsrat darstellt. Allerdings kritisierte er auch das mangelnde Interesse der anderen Mitglieder des Aufsichtsrats an dieser Veranstaltung, weil nur Axel Hefer von diesen anwesend war.

Nach diesen Themen ging es um die Satzungsänderungen. Explizit ging es darum, wie man zu der Blockabstimmung stünde. Hier hatte sich Andreas Horn bereits bei der Vorstellung positioniert. Ludger Wibbeke würde nur die Sonderumlage extra und alle anderen Änderungen im Block abstimmen lassen. Thomas Wiese könne die Erklärung für die Sonderumlage nicht verstehen und wäre dafür diese ganz fallen zu lassen.

Danach ging es darum, wie sichtbar denn die dargestellte Kontra-Position für uns aussenstehende Mitglieder seien sollte. Herr Wiese meinte dazu, dass man nicht immer nach außen Einstimmigkeit vorgaukeln müsse. Die gleiche Meinung vertrat auch Andreas Horn. Herr Wibbeke meinte dazu noch, dass hier natürlich die Vertraulichkeit gewahrt bleibt werden muss, nur müsse man trotzdem von diese Ja-Sager-Mentalität wegkommen.

Zum Abschluss kam noch die Frage auf, was die Kandidaten denn machen würden, wenn sie ihre Vorstellungen nicht verwirklichen könnten. Dazu meinte Andreas Horn, dass dann halt zwei kritische Köpfe in diesem Jahr in den folgenden weitere folgen müssten. Herr Wibbeke vertrat auch diese Meinung und sagte, dass man dann einfach versuchen müsse die anderen von der Position zu überzeugen. Herr Wiese sagte weiter, dass man dann auch mal Veranstaltungen mit den Aufsichtsrats-Mitglieder durchführen müsste, wo sie ihre Position erklären müssten.

So endete dann auch schon nach fast zwei Stunden die trotz ihrer Länge wirklich kurzweilige Veranstaltung. Man kann sich an dieser Stelle nur bei den vier Kandidaten und bei den Organisatoren für diesen wirklich interessanten Nachmittag bedanken.

Eine weitere ausführliche Zusammenfassung von susanne findet ihr hier: Die Schalker Aufsichtsratskandidaten im ausführlichen Kreuzverhör

Hinweis
Aufgrund der positiven Resonanz noch einmal der Hinweis, dass jeder Schalker die Möglichkeit hat Texte an folgende E-Mail Adresse zu senden: info@schalkermarkt.de