1. Kannst du dich kurz vorstellen?
Hallo, liebe Schalker,

gerne nutze ich die Chance, mich Euch auf diesem unabhängigen Portal vorzustellen: Mein Name ist Birgit Feldbrügge. Ich bin 47 Jahre alt, verheiratet und habe 2 Söhne (10 und 13 Jahre alt, beide auf eigenen Wunsch Mitglied beim FC Schalke 04). Von Beruf bin ich Mathematisch-technische Assistentin. Seit 35 Jahren hat mich der Mythos vom Schalker Markt gepackt. Vereins-Mitglied bin ich seit 1989 und Mitglied des Wahlausschusses seit seiner Gründung im Jahr 1995. Vorher war ich bereits in der Satzungskommission tätig, die den Wahlausschuss ins Leben gerufen hat.

Ich gehöre weder einem Fanclub noch einer Fanorganisation an und habe meinen Stehplatz in der Nordkurve.

2. Warum hast du dich für den Wahlausschuss beworben?
Mit meiner langjährigen Erfahrung als inzwischen letztes Gründungsmitglied des Wahlausschusses leiste ich gerne einen Beitrag zur kontinuierlichen und effektiven Arbeit in diesem Gremium. Die Aufgaben des Aufsichtsrates als Kontroll- und Beratungsgremium des Vorstandes werden in einem großen Unternehmen, das unser Verein inzwischen ist, immer anspruchsvoller. Bei der Auswahl der am besten geeigneten Kandidaten stehe ich gerne mit Rat und Tat weiterhin zur Verfügung.

3. Warum sollten Schalker ausgerechnet dich wählen?
Zum einen hat natürlich keiner so viel Erfahrung im Wahlausschuss wie ich. Ich habe unzählige Auswahlverfahren erlebt und kann so gut zwischen den einzelnen Bewerbern vergleichen und abschätzen, wer uns weiterhelfen kann.

Ihr solltet mich außerdem wählen, wenn Euch Objektivität, Neutralität und Unabhängigkeit wichtig sind. Ich gehöre wie erwähnt weder einem Fanclub noch einer Fanorganisation an und stehe auch in keiner persönlichen oder wirtschaftlichen Beziehung zu irgendjemandem im Verein. Jeder Bewerber erhält die gleiche faire Chance. Meine Entscheidungen treffe ich ausschließlich zum Wohle des Vereins und aller(!) seiner Mitglieder. Ich lasse mich vor keinen Karren spannen, habe ein starkes Rückgrat, stehe zu meiner Meinung und vertrete diese auch gegen Widerstände.

Durch meinen Beruf bin ich es gewohnt, in klaren Strukturen analytisch zu denken und Fakten zählen zu lassen. Daneben vertraue ich aber auch meiner weiblichen Intuition.

4. Was macht für dich einen guten Aufsichtsrats-Kandidaten aus?
Zunächst einmal muss jeder Aufsichtsrats-Kandidat eine ausgeprägte Schalker Seele haben. Er muss die Strukturen kennen und wissen, wie der Verein „tickt“.

Dazu muss jeder zumindest in Grundzügen in der Lage sein, eine Bilanz zu lesen und deren wesentliche Inhalte zu verstehen.
Darüber hinaus gibt es Schwerpunkte an Kompetenzen, die in einem ausgewogenen Aufsichtsrat vertreten sein müssen, die aber nicht ein einzelner Mensch auf sich vereinen kann, wie Fachwissen in den Bereichen Finanzen, Wirtschaft, Steuer, Recht, Sponsoring / Merchandising, Fußball, dazu eventuell auch noch Bauwesen oder Medizin.

Er muss eine starke Persönlichkeit sein mit einem ordentlichen Durchsetzungsvermögen gegenüber anderen starken Charakteren, ohne dabei ein Selbstdarsteller zu sein. Vor allem muss er glaubwürdig, zuverlässig und verschwiegen sein, da er Zugang zu streng vertraulichen Informationen erhält.

Die gleichen Kriterien gelten natürlich auch für eine weibliche Bewerberin.

5. Wie beurteilst du die Arbeit des Aufsichtsrats in den letzten Jahren?
Da gab es positive und negative Erfahrungen.

Positiv war für mich, wie man sich ohne große Abfindungszahlungen von der Ära Magath befreit hat. Außerdem gelangen deutlich weniger Interna an die Öffentlichkeit als noch vor einigen Jahren.

Der sportliche Erfolg in den letzten Jahren, die hervorragende Jugendarbeit in der Knappenschmiede und auch die ständig steigenden Mitgliederzahlen sind auch ein Verdienst des Aufsichtsrates.

Die wirtschaftliche Konsolidierung wurde angestrebt und begonnen, aber trotz Teilnahme an der Champions League zuletzt nur unbefriedigend umgesetzt.

Negativ war auf jeden Fall das Theater um die Zusammenarbeit mit viagogo. Der Aufsichtsrat hätte die Auswirkungen dieses Deals von Anfang an durchschauen und daher den Vertrag unterbinden sollen. Wie man mit den Kritikern umgegangen ist, war sicher auch nicht optimal, wobei die Auftritte der Kritiker auf der letzten JHV natürlich als völlig respektlos zu verurteilen sind, aber in der Sache verständlich waren.

Leider ist es nicht gelungen, die „Gräben“ zwischen Fan-Organisationen und Verein, aber vor allem auch innerhalb der Fan-Organisationen zu kitten. Im Gegenteil hat man durch übermäßige Bevorzugung des SFCV weitere Gräben aufgerissen.
Die Außendarstellung des Aufsichtsrates ist nach wie vor verbesserungsfähig.

6. Wie beurteilst du die mögliche Änderung der Anzahl an kooptierten Mitgliedern im Aufsichtsrat?
Für mich müssen die von der Mitgliederversammlung gewählten Vertreter immer in der Überzahl bleiben. Ansonsten gibt es ein mögliches Ungleichgewicht zugunsten von Sponsoren, die mit Schalke nichts oder zumindest wenig im Sinn haben.

Wenn wirklich 4 Kooptationen durch Sponsoren erforderlich sind, müsste man an anderer Stelle einen Vertreter einsparen oder die Anzahl der gewählten Mitglieder ebenfalls erhöhen. Außerdem wäre eine kürzere Amtszeit der kooptierten Mitglieder mit Kopplung an die Dauer des Sponsorenvertrages denkbar. Auf keinen Fall sollte eine gerade Anzahl an Mitgliedern entstehen, die zu einer Pattsituation führen kann.

7. Wie beurteilst du die Arbeit des Wahlausschuss in den letzten Jahren?
Aus persönlicher Sicht einer direkten Beteiligten kann ich versichern, dass wir aus den vorliegenden Bewerbungen wie in allen anderen Jahren auch nach gewissenhafter Prüfung die besten Bewerber ausgewählt und damit unsere Aufgabe satzungsgemäß erfüllt haben.

Die vielen Anträge auf Satzungsänderungen in Bezug auf den Wahlausschuss und die gefühlte allgemeine Meinung zeigen jedoch leider ein hohes Misstrauen in die Arbeit des Wahlausschusses. Das verletzt mich als amtierendes Mitglied, jedoch kann ich einige Bedenken auch verstehen.

Gerne würde ich aus diesem Anlass dazu Stellung nehmen, warum wir in der Vergangenheit teilweise nur 3 Kandidaten zugelassen haben. Aus der internen Arbeit bezüglich Abstimmungsverhalten darf aber nichts an die Öffentlichkeit gelangen. Es war immer unser Bestreben, möglichst 4 Kandidaten zuzulassen, um den Mitgliedern eine echte Wahlmöglichkeit zu bieten. Leider gab es in der Vergangenheit nicht immer 4 ausreichend qualifizierte Kandidaten. In diesem Jahr konnten wir glücklicherweise wieder 4 zulassen, damit verrate ich kein großes Geheimnis, die Kandidaten werden ja ohnehin bald vorgestellt.

Warum die Kritik jetzt gerade in der letzten Wahlperiode des Wahlausschusses so massiv aufgekommen ist, lässt sich für mich mit der letzten Wahl vor 3 Jahren erklären. Dort wurden gleich 4 Wahlausschussmitglieder durch neue ersetzt. Das war ein großer Umbruch und führte zu einer unausgewogenen Zusammensetzung des Wahlausschusses.

Mein Wunsch wäre, dass wir uns von den vielen Querelen und divergierenden Gruppen nicht spalten lassen und alle Beteiligten wieder näher zusammenrücken und zusammen ein Schalke für alle bilden. Nur das macht uns wirklich stark.

8. Sollte man den Wahlausschuss reformieren? Wenn ja, wie?
Bei der Flut von Anträgen zu Reformen des Wahlausschusses möchte ich nicht auf jeden einzelnen Punkt im Detail eingehen. Daher hier nur meine wichtigsten Anliegen:

In jedem Fall muss der Wahlausschuss als Gremium erhalten bleiben. Die ausführliche Analyse der Fragebögen und eine qualitative Prüfung der Kandidaten in einem persönlichen Gespräch mit dem Wahlausschuss sind für mich durch nichts zu ersetzen. Vor allem darf niemals „Masse statt Klasse“ gelten und die Anzahl der Befürworter über den Kandidaten urteilen. Ist nur der der Beste, der dem größten Fanclub angehört? Dann hat der unorganisierte Fan mit optimaler Fachkompetenz die schlechtesten Karten, und dies ist nicht fair.

Wie schon unter Punkt 7 angedeutet, halte ich eine Reform in der Art, dass eine gewisse Anzahl von Wahlausschussmitgliedern sicher erhalten bleibt und wie beim Aufsichtsrat jedes Jahr rollierend nur ein Teil ausgetauscht oder wiedergewählt wird, für sehr sinnvoll.

Ein radikaler Schnitt würde den Wahlausschuss vor das Problem stellen, dass sich keiner wirklich mit den Gegebenheiten und Abläufen auskennt. Frisches Blut belebt zwar, aber eine gewisse Kontinuität muss gewährleistet sein.
Den Vorschlag, den Wahlausschuss durch 6 von den Mitgliedern gewählte Kandidaten und zusätzliche Vertreter zu bilden, halte ich generell für sinnvoll, würde aber noch an diversen Details feilen.

Ein weiterer Reformvorschlag war, dass jedes Wahlausschussmitglied seit mindestens 10 Jahren Mitglied im FC Schalke 04 sein muss. Ich finde diesen Ansatz gut, da er langjährige Treue voraussetzt und sprunghafte Bewerbungen aufgrund von aktuellen Personalsituationen ausschließt.

Eine Begrenzung der Wahlausschusskandidaten halte ich angesichts der stetig wachsenden Mitgliederzahl auf lange Sicht für sinnvoll, um eine persönliche Vorstellung weiterhin zu gewährleisten und die Jahreshauptversammlung mit der Wahlausschusswahl nicht übermäßig aufzublähen.

Meine 19 Jahre Wahlausschusserfahrung würde ich gerne in die Kommission einbringen, die aus der Flut von Anträgen einen Satzungsänderungsentwurf zur nächsten Jahreshauptversammlung vorbereitet.

Hinweis
Aufgrund der positiven Resonanz noch einmal der Hinweis, dass jeder Schalker die Möglichkeit hat Texte an folgende E-Mail Adresse zu senden: info@schalkermarkt.de