1. Kannst du dich kurz vorstellen?
Mein Name ist Andreas Jour, 43 Jahre alt, verheiratet.

Ich wohne in Kamen, von Beruf bin ich gelernter Industriekaufmann und Fachkaufmann für Einkauf / Materialwirtschaft. Derzeit arbeite ich im Projekteinkauf eines großen deutschen Pharmaunternehmens. Ich bin seit 1992 S04-Mitglied, seit 2005 im Vorstand des Supporters Clubs e. V., dort seit September 2012 1. Vorsitzender.

2. Warum hast du dich für den Wahlausschuss beworben?
Ich möchte, dass der Wahlausschuss möglichst ein breites Spektrum der Schalker Vereinsfamilie wiederspiegelt. Das heißt für mich, dass dort auch die unterschiedlichen Interessen vertreten sein sollten. Ich denke, es ist für so ein Gremium wichtig, dass es nicht zu sehr von einer bestimmten Richtung beeinflusst wird. Ich war in den letzten Jahren nicht immer glücklich mit den Entscheidungen / der Auswahl der Kandidaten, die der WA getroffen hat und ich werde versuchen das besser zu machen.

3. Warum sollten Schalker ausgerechnet dich wählen?
Zum einen bin ich unabhängig. Ich habe keinerlei familiäre oder wirtschaftlichen Verbindungen und Abhängigkeit zum Verein oder seinen Gremien und den handelnden Personen. Ich kann meine Entscheidungen daher nach bestem Wissen und Gewissen frei treffen und kann nicht in Interessenkonflikte kommen.
Zum anderen verfüge ich durch meinen Beruf als Projekteinkäufer auch über entsprechende Erfahrungen bzgl. Kandidateninterviews und deren Auswahl. Auch da muss ich u. a. geeignete Kandidaten von Drittfirmen „casten“ und auf ihre Eignung für evtl. Tätigkeiten im Rahmen eines Projektes prüfen und auswählen. Dieses Wissen möchte ich auch bei der Auswahl der AR-kandidaten einbringen.

4. Was macht für dich einen guten Aufsichtsrats-Kandidaten aus?
Es sollte sich um eine starke Persönlichkeit handeln, die eine eigene Meinung besitzt und diese auch entsprechend dann in das Gremium einbringen kann. Dies ist umso wichtiger ist, da wir einen sehr dominanten AR-Vorsitzenden haben. Da bedarf es sicherlich eines gefestigten und selbstbewussten Charakters, um da auch einmal eine andere Meinung zu vertreten, wenn dies notwendig ist. Ja-Sager sind sicherlich der Traum eines jeden Gremiumsvorsitzenden, aber für einen Verein sicherlich keine gute Lösung.

Da Schalke auch ein Wirtschaftsunternehmen ist, sind entsprechende Kenntnisse in wirtschaftlicher und juristischer Hinsicht sicherlich wichtig, mindestens ebenso wichtig ist aber auch ein fußballerisches Fachwissen, damit das Gleichgewicht zwischen wirtschaftlicher und sportlicher Kompetenz in AR gewahrt bleibt. Mir kommt da letzteres derzeit zu kurz.

Ein AR-Kandidat muss Schalke nicht nur kennen, sondern auch verstehen. Daher ist das eindeutige Bekenntnis zum e. V. für mich ein absolutes MUSS bei jedem Kandidaten. Bei diesem Punkt werde ich keinerlei Kompromisse eingehen. Das Erbe unserer Vereinsvorfahren, der „e. V“, darf in keiner Weise angetastet werden! Wer sich nicht dazu bekennt, ist als AR für den S04 ungeeignet!

5. Wie beurteilst du die Arbeit des Aufsichtsrats in den letzten Jahren?
Gespalten. Der Verein ist in den letzten fast 15 Jahren so erfolgreich wie noch nie seit Einführung der Bundesliga, zahlt dafür aber auch einen hohen Preis. Diese Entwicklung wäre mit einer schlechten Vereinsführung sicherlich nicht möglich gewesen. Trotzdem sehe ich da gewisse Dinge kritisch. So finde ich, dass sich unser AR-Vorsitzender oftmals zu sehr in das Tagesgeschäft einmischt, was eigentlich eindeutig im Verantwortungsbereich des Vorstandes liegt. Auffällig finde ich auch, in welcher Häufigkeit Beschlüsse des Gremiums einstimmig gefasst werden. Da scheint mir etwas zu wenig Diskussionskultur vor zu herrschen. Das Schalke, das ich kenne und liebe ist eigentlich genau das Gegenteil, bunt und vielfältig.

Bei den Mitglieder- und fanrelevanten Themen der letzten Jahre (zum Beispiel Kartenpreiserhöhungen, Viagogo, Polizeieinsatz Saloniki) hätte ich von gewissen Leuten im AR mehr Gegenwehr zu den gefassten Beschlüssen erwartet. Es kann einfach nicht sein, dass gewisse Dinge einstimmig verabschiedet werden, von denen diese Leute genau gewusst haben, welche Sprengkraft hinter einer solchen Entscheidung steht. Da muss man sich dann im Anschluss auch nicht mit den viel zitierten Bauchschmerzen raus reden.

6. Wie beurteilst du die mögliche Änderung der Anzahl an kooptierten Mitgliedern im Aufsichtsrat?
Das lehne ich strikt ab. Wir sind ein Verein, das höchste Beschlussgremium sind wir alle, das ist die Mitgliederversammlung. Diese würde durch eine solche Entscheidung „enteiert“.

Es ist üblich und auch nicht ganz zu vermeiden, dass die größten Geldgeber auch im AR vertreten sein wollen. Aber es kann NICHT sein, dass diese dann die Mehrheit der Aufsichtsräte stellen. Diese Mehrheit MUSS alternativlos bei den von den Mitgliedern gewählten Aufsichtsräten bleiben. Alles andere ist die Abschaffung eines gelebten e. V. durch die Hintertür! Da wäre der e. V. nur noch eine wertlose Hülle!

7. Wie beurteilst du die Arbeit des Wahlausschuss in den letzten Jahren?
Da der WA seine Entscheidungen nicht begründen muss und auch Abstimmungsergebnisse nicht veröffentlicht werden, ist das schwer zu beantworten. Auffällig sind für mich jedoch drei Entscheidungen gewesen, die ich so von außen nicht nachvollziehen kann.

Zum einen wurde nun schon zwei Mal nicht die volle Anzahl an Bewerbern zugelassen, wenn Clemens Tönnies zur Wahl stand. Das war im letzten Jahr so und das war bei seiner letzten Wiederwahl davor auch der Fall. Ich glaube einfach nicht an Zufälle und finde das dann nur schwer verständlich. Es gibt sicherlich immer ausreichend Kandidaten, über die sich dann die Mitgliederversammlung ihr eigenes Bild machen kann.

Die zweite Entscheidung die mich verblüfft hat: Da wurden letztes Jahr mit C. Tönnies, A. Schollmeier und P. Lange nur Kandidaten zugelassen, die schon im AR sitzen, oder aber genau ein Jahr zuvor von den Mitgliedern mit eindeutigem Votum aus dem AR heraus gewählt wurden. Diese Art der Vorselektierung finde ich schon sehr bedenklich.

Die dritte Entscheidung war die, dass man ein eher dem kritischen Spektrum zugehöriges AR-Mitglied (T. Zech), welches sich zur Wiederwahl stellen wollte, nicht mehr durch den WA hat kommen lassen. Da fragt man sich schon, warum der WA diesen einmal als geeignet zugelassen hat, beim nächsten Mal ihm aber diese Eignung abspricht? Ich hoffe zumindest, dass all diese Entscheidungen nicht einstimmig ausgefallen sind.

8. Sollte man den Wahlausschuss reformieren? Wenn ja, wie?
Ich denke, mit meinen Gedanken zu der Arbeit des WA stehe ich nicht alleine da, das zeigen mir nicht nur Gespräche mit anderen Schalkern, sondern auch die zahlreichen Satzungsänderungsanträge zur diesjährigen Mitgliederversammlung mit Bezug auf den WA.

Es scheint also bei den Mitgliedern großer Bedarf da zu sein, die Regelungen hinsichtlich des Wahlausschusses einmal neu zu betrachten und ggf. zu ändern. Dahingehend begrüße ich es aber, dass die Anträge dazu von allen zurückgezogen wurden, unter der Bedingungen, dass man nun eine gemeinsame Lösung mit den Mitgliedern finden will. Arbeitskreise sind nicht immer hilfreich. Aber wenn dieser von der Vereinsführung ernster genommen wird, als z. B. ein Kartenausschuss, dann bin ich da guter Dinge. Folgende Punkte müssten meiner Meinung nach dabei aber zwingend betrachtet oder berücksichtigt werden:

  • die völlige und absolute Unabhängigkeit der Wahlausschussmitglieder vom Verein und den Vereinsvertretern; sowohl finanziell, geschäftlich und familiär!!!
  • eine Anhörung des Vorstandes, wie es die Satzung derzeit vorsieht, halte ich für bedenklich. Der WA sucht die Kandidaten aus, die später über Wohl und Wehe des Vorstandes entscheiden. Daher ist eine solche Anhörung eigentlich ein Unding und es besteht die Gefahr der Beeinflussung des WA durch den Vorstand.
  • ich wäre für eine zeitliche Befristung des Amtes; z. B. das eine Person max. 2 x in Folge in den WA gewählt werden kann. Das wären immerhin sechs Mitgliederversammlungen zu denen die Vorauswahl der AR-Kandidaten getroffen werden kann! Damit wäre gewährleistet, dass es nicht ganz so schnell zu dauerhaften Verflechtungen zwischen WA und AR / Vorstand kommen kann.
  • der WA muss unbedingt zu 100% von der Mitgliederversammlung gewählt werden; feste, kooptierte Plätze darin dürfen nicht sein, egal für wen und egal für welche Vereinigung auch immer
Hinweis
Aufgrund der positiven Resonanz noch einmal der Hinweis, dass jeder Schalker die Möglichkeit hat Texte an folgende E-Mail Adresse zu senden: info@schalkermarkt.de