Heureka, es ist vollbracht, das königsblaue Pflichtspieljahr 2013 ist Geschichte. Mit dem blassen 0:0 bei den Nürnberger Freunden geht es auf Platz 7 in die Winterpause.

Schlagzeilen gab es wieder zuhauf (nix Neues beim Chaos- und Malocherclub), wobei die nicht-sportlichen Headlines die sportlichen glatt überlagerten (seien wir ehrlich: Auch nix Neues). An dieser Stelle daher wie bereits im letzten Jahr der alternative und schonungslose etwas andere Jahresrückblick: Den Schalkern aufs Maul und auf die Transparente geschaut.

Das Jahr begann unter keinem sonderlich günstigen königsblauen Stern, die Fanszene lag sich nach dem Zoff um Sicherheitspapier, 12:12 und Hugo-Pyroaktion in den Haaren, „Jahrhunderttrainer“ Huub Stevens war rausgeflogen und durch U 17-Coach Jens Keller ersetzt worden, dessen Premiere nach 48 Stunden im Amt mit dem Pokalaus gründlichst in die königsblaue Hose ging. Zudem war just nach dem letzten Heimspiel der Deal mit dem aufgrund seiner Geschäftspraktiken und Abzockerpreise höchst umstrittenen „Zweitmarktanbieter“ viagogo bekanntgegeben worden. Der Januar war enttäuschend, im Trainingslager in Katar kassierten die Schalker eine schmerzhafte 5:0-Klatsche von den Bayern – ein Ergebnis, über das im späteren Saisonverlauf u. a. der HSV noch sehr froh gewesen wäre, das aber sofort die ohnehin massiven Zweifel an dem wenig telegenen Keller mit dem traurigen Gesicht explodieren ließ. Ein Tag vor dem Rückrundenstart fand zudem das zweite Treffen des Kartenpreisausschusses statt, an dem sich der Frust über den Vertragsabschluss mit viagogo entlud, von Peter Peters aber kaltschnäuzig mit „Wir haben das so entschieden, Schalke ist nun mal keine Demokratie!“ abgebügelt wurde. Dieser Abend war die Geburtsstunde der Aktion „vianogo“ auf Schalke, da mit Michl & Zelle zwei solchermaßen vera****te Mitglieder beschlossen, eine Unterschriftensammlung für die Einberufung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung zu starten. Zudem gab es zwei „Krisensitzungen“ beim Supporters Club und beim SFCV, wo sich die Hauptamtler des SFCV vehement für die Zustimmung zum vianogo-Deal rechtfertigten, ansonsten aber offensichtlich die Krise aussitzen und die unzähligen kritischen Stimmen „unter den Tisch fallen“ lassen wollten. Die UGE zog daraufhin die Konsequenzen und trat aus dem Fanclubverband aus, da dieser nicht mehr die Interessen der Fans, sondern nur die des Vorstands vertrete. Der SC mahnte ebenfalls eine „gravierende Kurskorrektur“ im SFCV und eine strikte Trennung zwischen diesem und der Fanabteilung an, damit der SFCV sich unabhängig für Faninteressen positionieren könne.

Das erste Heimspiel gegen Hannover wurde in einem denkwürdigen Spiel mit 5:4 gewonnen, wobei die Abwehrreihen beider Teams einen kleinen Offenbarungseid ablegten. Danach folgte ein nur für Masochisten erträgliches 0:0 im Eiskeller von Augsburg, zugleich das letzte Spiel für den bereits monatelang mit einem Wechsel nach England kokettierenden Lewis Holtby.

Dieses wurde dann im Februar noch von einer 1:2-Heimniederlage gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten aus Fürth getoppt, bei dem die Zuneigungsbekundungen für „Asa“ und „Buyo“ auf Seiten der Gäste sehr zum Missfallen von Jermaine Jones die Begeisterung für die Schalker Mannschaft deutlich überstiegen. Die Zahl der viaNOgo-Transparente in der Arena schnellte deutlich nach oben. Auf den ganzen Frust obendrauf kamen der Tod des Parkstadion-Idols Catweazle und eine auch in dieser Höhe absolut verdiente 4:0-Packung in München, wo die Schalker Mannschaft wieder die nach dem Hinspiel von Stevens monierten „Häschen“ gab, während die mitgereisten Fans 90 Minuten versuchten sich mit „Wir sind die Fans, die immer zu Dir stehen, auch wenn Du verlierst. Du bist mehr als nur ein Cluuuuub, Schalke meine Suuuucht…!“ vor dem Kältetod zu retten. In Mainz wurde dann nach einem 0:2-Rückstand mit einer zumindest kämpferisch ansprechenden Leistung noch ein Remis erzielt, bevor es nach Istanbul ging. In der prognostizierten „Höhle des Löwen“ war Schalke dann über weite Strecken überlegen, kam jedoch nur zu einem 1:1. Nach der Rückkehr gelang gegen Fortuna Düsseldorf mal wieder ein Heimsieg.

Der März begann erheblich vielversprechender, in Wolfsburg wurde seit einer gefühlten Ewigkeit mit 4:1 überzeugend gewonnen, bevor auch das Derbyheimspiel unter massivster Polizeipräsenz und festlicher gelber Pyro-Illumination mit 2:1 für die richtige Seite der Macht ausging. Insbesondere die erste Halbzeit war Fußball vom Allerfeinsten und Balsam für die Schalker Seele! Julian Draxler konnte dabei in seinem 100. Pflichtspiel für königsblau ein wunderschönes Tor erzielen, Benni Höwedes verlängerte seinen Vertrag und zeigte den „Jubel of the year“. Leider stoppte die Euphorie-Achterbahn dann einmal mehr abrupt ab, da sich der zweite Torschütze und Goalgetter Klaas-Jan Huntelaar einen Innenbandanriss zuzog und wochenlang schmerzlich vermisst wurde – verletzungstechnisch war 2013 ohnehin ein absolutes Drecksjahr, in dem monatelang wichtige Leistungsträger wie Papadopoulos, Afellay, Farfan Huntelaar, Höger und Aogo ersetzt werden mussten und sich der „zweite Anzug“ oft als nicht wirklich bundesligachic erwies. Ohne die Verletzten und den gelbgesperrten Jones schied Schalke dann mit einem enttäuschenden 2:3 gegen Galatasaray aus der Championsleague aus, wobei auch ohne Tunnel ins Stadion erstaunlich viel gelb-rot von den Rängen leuchtete, weil Schalker Abzocker ihre Karten meistbietend an türkische Gäste vertickt hatten. Ein bitteres 0:3 bei den Fanfreunden in Nürnberg und ein 3:0 gegen Hoffenheim, welches das Ende des dortigen Engagements der „Eurofighter“ Kurz und Müller bedeutete, rundeten den Chaos-Monat ab. Zudem gab es jede Menge Zoff rund um die Unterschriftenaktion viaNOgo, als Schalke die Aktivisten vom Vereinsgelände verwies.

Im April zeigten sich die Schalker wieder launisch, überzeigenden Siegen in Bremen (2:0) und gegen den HSV (4:1) standen ein völlig blutleerer Auftritt in Frankfurt (0:1) und ein weitgehend verschlafenes Heimspiel gegen Leverkusen, bei dem allein der starke Schlussspurt das 2:2 sicherte, gegenüber. Dafür ging es abseits des Platzes richtig zur Sache, die Medien hauten einen Trainernamen nach dem Nächsten raus, wobei insbesondere Stefan Effenberg für erbitterte Diskussionen sorgte. Auch wenn unklar ist, wie viele der „geheimen Geheimtreffen“ wirklich stattgefunden haben und was der Phantasie der Journalisten entsprang, gaben die teilweise widersprüchlichen Aussagen von Tönnies „wir haben einen Plan und wissen, mit wem wir zusammen arbeiten“ und Heldt „es ist noch nichts entschieden“ kein besonders souveränes Bild ab. Keller ertrug das Ganze mit bemerkenswerter Gelassenheit und konnte so weitere Pluspunkte sammeln.
Einen weiteren Sturm der Entrüstung gab es, als die Pläne des Vereins, die JHV mit Musical, Autogrammstunden und Kartenlosen zum „Familientag light“ aufzupimpen, bekannt wurden. Zu durchsichtig der Versuch, möglichst viele vereinspolitisch mäßig Interessierte gegen die auf Konfrontation gebürsteten Aktivisten zu gewinnen. Die Schalker Konzernbilanz 2012 fällt durchwachsen aus.

Der Mai begann mit drei „Big Points“, der 1:0-Sieg in Gladbach war nicht schön, aber verdammt wichtig und führte zu einem ersten „Matchball“ für den CL-Qualifikationsplatz im Heimspiel gegen Stuttgart. Aber jeder  Schalker weiß: Gäbe es eine Schale für „selber mit dem Arsch einreißen, was vorne aufgebaut wurde“, wir wären Rekordmeister. Und so wurden in der Woche vor dem Match die Vertragsverlängerungen von Draxler (per abgrundtief peinlicher LKWs) und Keller (per verbaler ejaculatio praecox von Tönnies) und die neuen Trikots bekanntgegeben und prompt ging das Heimspiel gegen die Schwaben unter dem Spott der halben Republik kläglich in die neue Hose. Eine weitere Woche Zittern vor dem direkten Endspiel in Freiburg war angesagt, wo dann zum Glück mit einem 2:1-Auswärtserfolg Platz 04 klargemacht wurde. Der völlig losgelöste Jubel des ansonsten sehr beherrschten Kellers nach dem Schlusspfiff ließ erahnen, was bei einem Scheitern losgewesen wäre.

Doch auch in der Sommerpause kam das Tollhaus Schalke nicht zur Ruhe: Im Juni tritt mit dem Supporters Club die nächste große und meinungsbildende Fanvereinigung aus dem SFCV aus, weil dieser nicht mehr die Interessen der angeschlossenen Fan-Clubs bzw. Mitglieder vertritt, sondern vielmehr als Erfüllungsgehilfe des S04-Vorstandes agiert, während kritische Stimmen mundtot gemacht oder zumindest ignoriert werden.
Dann folgt die mit 415 Minuten längste und dank Volksbelustigung und Vorkaufsrecht bestbesuchte Jahreshauptversammlung in der an durchgeknallten JHVen wahrlich nicht armen Schalker Geschichte. Fast sieben Stunden beharken sich Vorstand und viaNOgoler auf überwiegend hohem Niveau, die berechtigte Frage „was kost‘ uns der Scheiß?!“ bleibt unbeantwortet, Tönnies beschwört den Geist von Ala Urban und die größten Bulldozer der Welt und wird wiedergewählt (die Alternativen waren…. nun ja, sagen wir suboptimal) und die „Probeabstimmung“ ergibt eine deutliche Mehrheit gegen den Deal mit dem Ticketabzocker. „Wir haben verstanden“ beschwört Jobst ein ums andere Mal…
Und siehe da, zumindest diesen Punkt hat der Schalker Vorstand tatsächlich verstanden: Bereits am 9. Juli kündigt der Verein den Vertrag fristlos. Auch wenn beide Seite sich daraufhin beleidigt Verstöße vorwerfen und rechtliche Schritte ankündigen, von denen bis dato nicht viel zu sehen ist: Ein guter Schritt für Schalke und ein Signal für die Bundesliga. Auch Wolfsburg, Leverkusen, Augsburg, Hannover und Bayern entscheiden sich in der Folgezeit gegen die (weitere) Zusammenarbeit mit viagogo. Ein Erfolg für die Fans, der ohne den beharrlichen Einsatz und die Aufklärungsarbeit der viaNOgo-Initiative sicher nicht eingetreten wäre.

Schalke siegt im Transfergezerre um das Bochumer Supertalent Leon Goretzka und auch der Ball rollt wieder: Nach Trainingslager und Testspielen u. a. gegen die rote Brausebrühe aus Salzburg steigt mit rund einjähriger Verspätung das Abschiedsspiel für Señor Raúl. So umstritten das Spiel vorher ist, weil der Gegner nicht Real Madrid, sondern „nur“ Al Sadd heißt und andere langjährigere Schalker wie Büskens, Nemec oder Wilmots keine vergleichbare Ehrung erfahren haben: Am Schalketag löst sich alles in königsblauem Wohlgefallen auf, als „el Siete“ bei der Aufnahme in die Ehrenkabine „blau und weiß ein Leben lang!“ radebrecht und seine Kids über den Rasen der Arena tollen. Nebenbei schießen er und Jule Draxler mit einem zum Niederknien schönen Doppelpack noch das Tor des Monats und man darf es durchaus als Omen werten, dass es dann Raúls ältester Sohn war, der schließlich seinen Vater aus und die „neue 7“ Max Meyer einwechselte. „Nääää, watt ist dat schön!“

Die Landung auf dem Boden der Tatsachen im August ist dann ziemlich unsanft: Der mühsame 2:0-Sieg beim Fünftligisten aus Nöttingen ist ein grausiges Gewürge und auch der Bundesligastart verläuft mit einem mageren Remispünktchen im 3:3-Heimspiel gegen den HSV und zwei Auswärtsniederlagen in Wolfsburg (die zudem den auftrumpfenden Hunter für Monate aufs Krankenbett befördert) und Hannover ausgesprochen besch… eiden.
Der absolute Negativhöhepunkt nicht nur des Monats, sondern des Schalker (wenn nicht sogar deutschen) Fußballjahres aber ist das Championsleague-Qualifikationsspiel gegen PAOK Saloniki. Zwar wäre das 1:1 gegen die von „unserem“ Huub Stevens betreuten und nur aufgrund des Ausschlusses von Metalist Charkow überhaupt in den Wettbewerb gerutschten Griechen sportlich nicht weiter erwähnenswert, aber in der Mitte der zweiten Halbzeit drängen vier Einsatzzüge der Polizei in die vollbesetzte Schalker Nordkurve, um mit massivem Pfefferspray- und „Mehrzweckstock“ (!)-Einsatz eine in Deutschland vollkommen legale Fahne der befreundeten Ultras von Skopje aus Mazedonien zu konfiszieren, die angeblich volksverhetzend sei und die griechischen Fans zu einem Blocksturm provoziere. Der Verein verurteilt den absurden und unverhältnismäßigen Einsatz zunächst scharf, knickt dann aber leider vor Innenminister „beleidigte Jägerwurst“ ein. Die Diskussion, warum nicht gegen die angeblichen griechischen Chaoten, sondern die friedlichen Schalker eingeschritten wurde, setzt sich dennoch im NRW-Landtag, Fußballforen und Stadien fort; beim Heimsieg gegen Leverkusen tauchen Dutzende von Protestbannern auf. Sportlich die richtige Antwort gibt’s beim 3:2-Auswärtssieg im Geisterspiel in Saloniki. Daraufhin wird personell noch einmal nachgerüstet und nach Szalai, Clemens und Goretzka mit Kevin-Prince Boateng und Dennis Aogo zwei große Hoffnungsträger verpflichtet.

Im September tritt mit der Fan-Ini der nächste Hochkaräter aus dem SFCV aus; Begründung auch hier: Mangelnde Interessenvertretung.
Schalke gelingen nach der Länderspielpause Siege in Mainz (0:1) und gegen Bukarest (3:0), bevor der Superdupertriplesieger mit Superduperübermenschtrainer zum Tanz bittet: 0:4 lautet das ernüchternde Ergebnis gegen Bayern, aber zuvor haben rund zweitausend Schalker gruppierungsübergreifend und beeindruckend gegen Polizeigewalt in ihrer Kurve demonstriert. Sie marschierten vor dem Spiel von der Glückauf-Kampfbahn zur Tausend-Freunde-Mauer und setzten ein eindeutiges Zeichen gegen das Unter-den-Tisch-Kehren und Beschönigen des absurden Polizeieinsatzes. Einsatzleiter Sitzer und Innenminister Jäger müssen die Hells Bells in den Ohren geklungen haben: “Jäger, Deine Zeit ist um!” oder “Sitzer raus!!!” waren die Parolen der Stunde, dazu einige Anleihen in der Biologie mit Bullen und anderen Bauernhof-Nutztieren oder “Ohne Knüppel habt Ihr keine Chance!”
Diesem Monat folgen noch ein 3:1-Pokalsieg im herrlichen Old-School-Böllenfalltor bei den Lilien aus Darmstadt und eine gefühlte 3:3-Niederlage nach zweimaligen Zwei-Tore-Führung in der Hoffenheimer Retorte.

Auch der Oktober wird nicht langweilig, beim Auswärtsspiel in Basel gibt es einen sehr gut gelaunten Schalker, einen beeindruckenden Marsch durch die Stadt, eine Hauerei mit einigen hartgesottenen FCB-Fans, Gummigeschosse satt, eine Kurve in Flammen und sich abseilende Greenpeace-Aktivisten, die  gegen gazproms fracking-Aktivitäten in der Arktis protestieren. Ach ja, Fußball wird auch noch gespielt: Dank einer schönen Einzelleistung von Julian Draxler zum 1:0 nehmen wir die 3 Punkte mit nach Hause. „Wir lieben alle nur den FC Schalke, unsern Kumpel- und Malocherclub… wir folgen ihm auf allen seinen Wegen, von Emscher bis zum Bosporus!“
Es folgen Siege gegen Augsburg (4:1) und bei den ausgesprochen gastfreundlichen und tapferen Löwen in Braunschweig (2:3, dabei fällt mit Höger der nächste Schalker einem Kreuzbandriss zum Opfer), bevor es im CL-Heimspiel gegen den FC Chelsea kurz und bündig mit 0:3 eins auf die Mappe gibt. Rund um dieses Spiel wird das Murren über die gelsenkirchengrünen „internationalen Trikots“ lauter: Viele Fans finden es grotesk, unsere Schalker Mannschaft in einem ausverkauften, blau und weiß tragenden Tempel in grün zu sehen, während sich der blaue Gegner ganz wie zuhause fühlen darf. Gerade in der CL sollte man doch versuchen,  sein Markenzeichen und seine Farben in ganz Europa zu präsentieren und nicht auf der größten internationalen Bühne freiwillig auf seine traditionellen Trikotfarben mit garantiertem Wiedererkennungswert  verzichten!
Abgeschlossen wird dieser Monat mit einem rundum beschissenen Derby, in dem die Doofen nicht nur mit 3:1 die Oberhand auf Schalke behalten, sondern auch noch brennende Leuchtspurmunition in die angrenzenden Schalker Familienblöcke schießen, während die Polizei untätig danebensteht. Watzke entzieht darauf hin einigen Lüdenscheider Ultragruppierungen die Auswärtsdauerkarten; auf staatliche Konsequenzen wartet man ebenso wie auf den Strafen durch den DFB meines Wissens bis heute vergeben.

Der November bringt eine sportliche Berg- und Talfahrt: Einem 2:0-Auswärtssieg im kalten Berliner Olympiastadion folgen eine 0:3-Klatsche im CL-Spiel bei Chelsea, ein Heimsieg gegen Bremen (3:1), ein aufgrund leichtfertig verdaddelter 2:0-Führung unbefriedigendes 3:3 in Frankfurt, ein grottiges 0:0 im Bukarester Schneetreiben und schlussendlich tatsächlich ein gutes Spiel beim 3:0 über den VfB Stuttgart. Diverse unberechtigte Stadionverbote nach der „Flughafenaffäre DO“ werden endlich aufgehoben. Auch Aogo fällt der Schalker Knieseuche anheim und bis zum Saisonende aus, Boateng pilgert zum „Kniestatiker“ und in den Medien wird jeden Tag eine neue Transfersau durchs Dorf getrieben und die Gerüchteküche befeuert. Bislang wurden aber weder de Bruyne noch Sam auf Schalke gesichtet. Auch der als Neuzugang propagierte Keeper Giefer von der Düsseldorfer Foruna ist von Vereinsseite noch nicht bestätigt, zumal nach wochenlangen Diskussionen um die Leistungen von Timo Hildebrand und dessen „Hüftprellung“ seit dem Stuttgart-Spiel endlich „Ralle“ Fährmann im Tor steht und großteils gute Leistungen zeigt.

Die weitaus heftigsten Debatten und skurrilsten Medienberichte kreisen aber um die Person unseres Trainers Jens Kellers, der sich entgegen vieler Prophezeiungen und medialen Nebelkerzen immer noch hält. Eigentlich müssten sich bei uns schon Veh, Effenberg und Schaaf um die Trainerbank kloppen, die alle schon als fix vermeldet wurden… Stattdessen wurde er im Dezember mehrfach öffentlich angezählt und quasi jedes Spiel zum „Schickssalsspiel“ erklärt. Doch obwohl sowohl das Ligaspiel in Gladbach nach einer fragwürdigen gelbroten Karte für Kapitän Höwedes unglücklich (1:2) und das Pokalspiel gegen Hoffenheim vollkommen verdient mit 1:3 verloren wurden, saß er im entscheidenden Match gegen Basel um den Verbleib in der CL noch auf der Bank. Und siehe da, mit dezenter Unterstützung des Schiris und dem abseitigsten aller Abseitstore (5 Schalker im Abseits und der Linienrichter auf Ballhöhe *lol*) wurde das Sonntagsgesicht ausgepackt und Basel verdient mit 2:0 nach hause geschickt. 2:0 hieß es dann auch mit dem letzten Aufgebot – nunmehr fehlten auch Draxler und Höwedes – gegen Freiburg, wobei Kyriakos „die Grätsche“ Papadopoulos nach über einjähriger Verletzungspause mit einem Kurzeinsatz ein umjubeltes Comeback gab und anschließend auf dem Vorsängerpodest abgefeiert wurde. Das 0:0 in Nürnberg war dann wieder nur unter Glühweineinfluss zu ertragen.

Zwischendrin gab es noch einen kleinen Zoff mit dem ZDF, die es nicht für nötig hielten, auch nur eine einzige der Schalker CL-Begegnungen im Free-TV zu übertragen. Der SFCV gelobte unter allgemeiner Skepsis in der Fanszene, sich „neu aufzustellen“ und „auch gegenüber dem Verein offensiver und kritischer aufzutreten“. Außerdem bescherte die Losfee uns mit Real Madrid einen Fußballgiganten fürs Achtelfinale.

Das Fußballjahr 2013 ist Geschichte, auf Schalke bleiben auch ohne die von Horst Heldt angekündigte „schonungslose Generalabrechnung“ viele Fragen für 2014 offen. Gelingt es Keller, sich bis zum Saisonende zu halten? Schaffen die Schalker erneut Platz 4, der zumindest die Quali-Spiele ermöglicht? Welcher der vielen Verletzten kann der Mannschaft in der Rückrunde wieder helfen? Bestätigt Ralle Fährmann den guten Eindruck? Welcher Schalker fährt zur WM? Und wie geht es neben dem Platz weiter? In welcher Form kann sich auf Schalke wieder eine unabhängige Fanvertretung finden? Bringt die JHV 2014 wieder unangenehme Überraschungen…?

Meine königsblaue Glaskugel sagt, dass es auch in einem Jahr an dieser Stelle wieder allerhand zu berichten gibt, denn eines ist so sicher wie das Amen in der Kirche: Ruhe, Konstanz oder Langeweile gibt es in unserem irren Verein nicht. Und genau das Verrückte macht auch einen Teil unserer Einzigartigkeit aus!

In diesem Sinne wünsche ich allen Schalkerinnen und Schalkern ein schönes friedliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in ein gesundes, glückliches und königsblaues Jahr 2014!

Blau-weiße Grüße

…und noch ein kleines Wort in eigener Sache: Auch wenn ich gelegentlich für den einen oder anderen Blog verbale Prügel kassiert habe, überwogen die positiven Rückmeldungen in den Kommentaren, Foren oder auch live in freier Wildbahn bei weitem. Diese tun wirklich gut; nicht nur, wenn ich wie in den letzten Wochen aufgrund schwerer Erkrankungen in der Familie nervlich etwas am Stock gehe. Ich bedanke mich daher herzlich bei allen Leserinnen und Lesern und hoffe, dass Ihr meine Gedanken und Eindrücke zu unserem Verein noch lange lesen wollt.

Hinweis
Aufgrund der positiven Resonanz noch einmal der Hinweis, dass jeder Schalker die Möglichkeit hat Texte an folgende E-Mail Adresse zu senden: info@schalkermarkt.de