Schalke.V.ereint rief zur großen Informationsveranstaltung zur Vorbereitung auf die JHV am 4. Mai und (fast) alle kamen und waren am Ende positiv überrascht, wie fair und konstruktiv Schalker Vereinspolitik sein kann. Dieser Nachmittag in der Glückaufkampfbahn hätte noch deutlich mehr als die ca. 500 Zuhörer, die sich durch den Gelsenkirchener Regen gekämpft hatten, verdient gehabt!

Eröffnet wurde die Veranstaltung von Uwe Englert von Schalke.V.ereint, der die Wichtigkeit fairer und umfassender Information als Basis für Entscheidungen nicht nur auf der JHV hervorhob. Als ebenso neutraler wie souveräner Moderator fungierte Peter Tertocha, langjähriges Mitglied von Fan-Ini, Supporters Club und Gelsenkirchener Stadtrat. Er begrüßte alle Anwesenden, darunter auch die S 04-Vorstandsmitglieder Peter Peters und Alexander Jobst.

Danach übernahm Roman Kolbe die Vorstellung der Initiative Schalke.V.ereint: Zahlreiche Mitglieder nicht nur der unabhängigen Fanorganisationen hatten in den letzten Jahren bei der Vereinspolitik zunehmend das Gefühl „irgendwas läuft hier falsch“, beispielsweise bei viagogo, den Kartenpreisen oder der Auswahl der AR-Kandidaten für die letzte JHV mit einem ein Jahr zuvor deutlich Abgewählten als einzige Alternative. Hinzu kam die eigenartige Kampagne „starkes Schalke“, wo eine Ansammlung demokratiefeindlicher Satzungsanträge massiv beworben wurde. Die Satzungsanträge bzgl. des Wahlausschusses wurden auf Anregung von Schalke.V.ereint mittlerweile alle einvernehmlich zurückgezogen und in einen Arbeitskreis vertagt; dieser Arbeitskreis müsse nun anders als die bisherigen Ernst machen und u. a. Complianceregeln gegen Abhängigkeiten erstellen. Zudem habe „starkes Schalke“ als offizieller Auftritt von Schalke 04 mit der mittlerweile zurückgezogenen Empfehlung von nur sechs Kandidaten massiv die Fairnessregeln verletzt, Schalke.V.ereint hingegen selbstverständlich alle eingeladen; zudem konnten sich alle Kandidaten ohne Parteinahme auf schalkermarkt.de vorstellen. Für das sehr versöhnliche Schlusswort „wir sind ALLE Schalker und wollen das Beste für den Verein; wir streiten uns nur über den Weg und wollen nicht spalten, sondern konsensfähige Lösungen erarbeiten“ gab es viel Applaus.

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Als nächstes moderierte Peter Tertocha die Vorstellung der AR-Kandidaten an, außer dem Amtsinhaber Dr. Armin Langhorst (der als frischgebackener Opa bei seiner Enkelin in Berlin verweilte) waren alle drei übrigen Bewerber erschienen. Ihnen gab Peter folgende drei Fragen mit auf den Weg: 1. Der Umsatz steigt, die Schulden sinken nur minimal – was soll der Verein tun, damit wir nicht jedes Jahr auf die CL-Einnahmen angewiesen sind?; 2. Wie steht Ihr zur Erhöhung der Zahl der kooptierten AR-Mitglieder? und 3. Was soll sich im AR ändern?

In alphabetischer Reihenfolge ergriff zunächst Axel Hefer das Wort; die Ausgaben seien zu hoch. Man solle versuchen, die Ablösesummen zu reduzieren und noch stärker als bisher auf die Jugend zu setzen, was die Personalkosten mittelfristig zurückführe. Wichtig sei die Balance zwischen Kaderstärke und finanziellen Gegebenheiten zu finden. Bei sechs von der JHV gewählten AR-Mitglieder seien 5 Entsandte/Kooptierte das Maximum, es dürfe kein 50:50 geben. Die Kandidaten müssten unabhängig sein, um den Vorstand zu kontrollieren, daher seien starke geschäftliche Verflechtungen hinderlich. Mangels AR-Erfahrung sei die dritte Frage schwierig zu beantworten; nötigenfalls müsse aber an anderen Ecken gespart werden, um die Jugend weiter zu fördern.

Der Nächste war Dr. Heinz-Werner Voß, der betonte, es sei ihm als Kind der Region eine besondere Ehre, in der GAK reden zu dürfen. Er sei zwar erst spät (2009) Vereinsmitglied geworden, habe aber über seine Tätigkeit für Schalke hilft! schon viele tolle Schalker kennenlernen dürfen, dieses Potenzial wolle er für die soziale Verantwortung nutzen. Er maße sich nicht an, alles zu wissen und brauche erst ein klares Bild, die Kostenreduzierung müsse „mit Augenmaß passieren“, er wolle als Brückenbauer zwischen Fans und Funktionären fungieren und „lebendige Traditionspflege betreiben“. Dem zusätzlichen kooptierten AR erteilte er ebenfalls eine Absage, es dürfe zur Wahrung der demokratischen Strukturen keinen Gleichstand geben, dies müsse auch über die Geschäftsordnung des AR abgesichert werden.

Der Dritte im Bunde war Peter Wagner, der Schalke.V.ereint ausdrücklich für die Einladung dankte „als ersten Schritt, wieder miteinander zu reden“. Auch er sei ein „Kind der Region“ und habe seit den Zeiten von Fenne und Assauer immer Kontakte zu Schalke gehabt. Die finanzielle Situation sei schwierig, Schalke habe 261 Mio. € Gesamtverbindlichkeiten (richtig sind 231 Mio., Anm. der Verfasserin) und dafür 10 Mio. € an Zinsen zahlen müssen, zudem bestehe ein Unterkapital von 75 Mio € und der Gewinn betrage trotz CL-Teilnahme nur 500.000 €. Um diesen zu steigern, solle Schalke sowohl die Einnahmen steigern (durch einen zusätzlichen Hauptsponsor, verbesserte Erlöse aus Fanartikeln nicht nur auf dem deutschen Markt – bislang Schalke 16 Mio, „ein anderer Verein aus der Nähe“ 19 Mio. und Bayern 83 Mio – und Transfererlöse aus Spielerverkäufen) als auch die Ausgaben, insb. den Personaletat der Lizenzspieler, senken, da dieser „der Zweithöchste nach den Bayern“ sei (was auch nicht mehr stimmt, Lüdenscheid hat uns überholt, Anm. der Verfasserin). Auch er betonte, in einem demokratischen Verein müssten die gewählten AR-Mitglieder die Mehrheit haben, daher lehne er den Antrag auf Erhöhung der „Kooperierten“ ab. Seine Ziele seien eine merkliche Entschuldung, Perspektiven für junge Spieler und Unabhängigkeit gegenüber Banken und Sponsoren. Beim Leitbild zähle keine Hochglanzbroschüre, sondern dass es gelebt werde; seine Tochter sei beim Salonikispiel in der Nordkurve gewesen, der Einsatz sei „schändlich“ gewesen. Man müsse sich wieder mehr vertrauen. Auf eine diesbezügliche Publikumsfrage, warum man seiner Meinung nach noch nichts von „zugeschütteten Gräben gesehen habe, eher im Gegenteil“, mutmaßte er, die Vereinsspitze hätte eventuell Angst, die Wahrheit zu sagen und unpopuläre Maßnahmen zu verkünden. Außerdem „kenne er die Strukturen nicht so genau, finde es aber „scheiße“, dass es zwei Gruppierungen (oder noch mehr) gebe, man müsse sich einig sein“…
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Der nächste Block gehörte den Kandidaten für den Wahlausschuss, die bis auf Eva-Maria Lewkowicz (Düsseldorf-Marathon) und Stephan Kleier (Konfirmationsfeier des Patenkindes) vollständig erschienen waren. Aufgrund von Terminengpässen wurde hier die alphabetische Reihenfolge etwas durchbrochen; alle Kandidaten sollten aber in ihrer Vorstellung kurz darauf eingehen 1. Was qualifiziert Dich für den Wahlausschuss?, 2. Was sollte ein qualifizierter Bewerber für den AR haben? und 3. Soll der Wahlausschuss reformiert werden?

Positiv vorweg schicken möchte ich, dass alle Kandidaten/-innen vernünftig und stringent geantwortet haben und die Redezeit, anders als bei der JHV vor drei Jahren, eingehalten oder sogar unterschritten haben. Auch das Publikum bewies Fairness, ließ alle am Mikro ohne Pfiffe und Gemurre ausreden. Von so viel gelebter Demokratie könnte sich die eine oder andere Veranstaltung eine Scheibe abschneiden…!

Als erster ging Michael Zylka ins Rennen, der betonte, seit über 40 Jahren Schalker zu sein und „zu wollen, dass es Schalke gut geht, dazu gehörten auch starke Gremien“. Er wolle dazu beitragen, dass die „Blöcke“ wieder besser miteinander auskämen. Für den SFCV kandidiere er, weil dies eine starke Gemeinschaft sei und er dort viele Freunde habe, die ihn um die Kandidatur gebeten hätten. Er kenne den Verein in- und auswendig und habe „in seinem Berufsleben alles Erforderliche gelernt“. Der ideale AR-Kandidat sei unabhängig, fachlich kompetent und habe eine Schalker Seele. Zur Reform sagte er, die WA-Kandidaten sollten „5, 6, 7 Jahre“ Mitglied sein, um den Verein zu kennen; darüber hinaus hoffe er, dass der Arbeitskreis ein für alle zufriedenstellendes Ergebnis erziele.

Es folgte Frank Arndt, der betonte seit 35 Jahren auf Schalke aktiv zu sein und daher zu wissen, was das Beste für den Verein sei. Er wolle seinen Teil dazu beitragen, weil er den Verein „in- und auswendig kenne“. Der ideale AR-Bewerber sei kompetent und habe eine Schalker Seele, er sei ja bereits seit 6 Jahren im Wahlausschuss. In puncto Reform sei er für ein rollierendes System und gerne ein kooptiertes WA-Mitglied (er hat nicht gesagt, für wen, man darf aber mutmaßen, dass es der SFCV sein soll, Anmerkung der Verfasserin), dies müsse der Arbeitskreis klären.

Arthur Saager wies darauf hin, dass er, obwohl im Schwarzwald aufgewachsen, früh zu Schalke gefunden und den Verein gründlich kennengerlernt habe. Er sei seit nunmehr 20 Jahren für den SFCV tätig und kenne durch die dortige Tätigkeit nicht nur die „Schalker Stimmen aus Gelsenkirchen und den Foren“, sondern auch bundesweit. AR-Bewerber müssten „Schalker durch und durch“ und fachlich kompetent sein; in der „riesigen Schalker Familie“ müsse man an alle denken (Anmerkung der Verfasserin: So tolerant waren seine Aussagen leider nicht immer…); sie seien „nicht nur Abnicker und Ja-Sager“. Auch er befürworte ein rollierendes System, da es ein „Riesenloch“ gäbe, wenn „alle neu wären“.

Als Nächster trat Thorsten Altfeld ans Mikro. Er habe gelernt, was der Verein bedeute und kenne ihn gut von verschiedenen Seiten. Für ihn müsse ein guter AR-Bewerber vor allem standhaft sein; er könne sich nicht vorstellen, dass die Entscheidungen dann immer einstimmig fielen, wie dies kolportiert werde. Dazu müsse eine „königsblaue Seele“ kommen. Der Wahlausschuss sei für die Vorselektion der Bewerber wichtig, aber die wirtschaftliche und persönliche Unabhängigkeit seiner Mitglieder müsse gewährleistet sein.

Ihm folgte Stefan Barta, er wolle mithelfen, dass wirklich geeignete Kandidaten vor die Mitgliederversammlung kommen, damit die Mitglieder entscheiden könnten. Das Wichtigste sei die Qualität der Kandidaten, denn Quantität habe Schalke genug. Bewerber müssten fachlich kompetent sei, gerne auch im sportlichen Bereich, und den Verein voranbringen.

Er reichte den Staffelstab weiter an Maik Deinert, der betonte, „wir brauchen Kandidaten, die ihre Stimme erheben“. Es könne nicht sein, dass das Leitbild kein Schwein interessiere, z. B. beim Umgang des Kreisels mit den abgelehnten Anträgen. Ein guter AR müsse den Verein voranbringen, wozu auch kommunikative Fähigkeiten gehörten. Der Verein brauche Teamplayer, da der AR zu sehr von einer Person dominiert werde, was wirklich Qualifizierte von einer Mitarbeit abschrecken könne. Reformbedürftigkeit sehe er insbesondere dort, wo es genug Bewerber gäbe, dass davon die Besten vor die JHV gelangten; zudem befürworte er ein rollierendes System. Er selber habe „auch mal da gesessen“ (AR-Kandidatur vor 5 Jahren, Anmerkung der Verfasserin) und kenne daher beide Seiten.

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Birgit Feldbrügge dankte Schalke.V.ereint für die Gelegenheit, sich vorzustellen. Sie sei seit 19 Jahren im WA und kenne ihn wie kein anderer, „trotzdem kennt mich keiner“. Sie sei nicht immer glücklich über alle Auswahlen gewesen, habe aber nur eine Stimme und das sei halt Demokratie. Sie könne für sich sagen, immer nach gutem Gewissen entschieden zu haben; auch sei sie vollkommen unabhängig und habe keinerlei wirtschaftliche oder private Beziehungen zum Verein. Sie habe sich „sehr gewundert“, als plötzlich ohne Vorwarnung sechs Kandidaten beworben würden, ohne dass sie gefragt worden sei, sie stehe nicht für ein „schwaches Schalke“. Diese einseitige Unterstützung für sechs SFCVler gehe gar nicht. Die Kandidaten müssten eine Schalker Seele und Herzblut haben und die Fanstrukturen kennen, frei und unabhängig entscheiden können und über ein starkes Rückgrat verfügen. In die Reformen des WA würde sie sich gerne einbringen und neue Mitglieder einarbeiten.

Ihr folgte Andreas Jour, der auf seine berufliche Erfahrung mit Personalauswahlen verwies und betonte, neben der fachlichen Kompetenz sei Charakterstärke wichtig; ein Bewerber „dürfe nicht beim ersten Hüsteln des Alphatiers umkippen“, es müsse mehr diskutiert werden. Bewerber müssten die Schalkemitglieder und ihre Anliegen verstehen. Eine Diskussion des Wahlausschusses sei wichtig, er befürworte ein rollierendes System und eine Begrenzung der Zahl der Amtszeiten. Zudem sei die Unabhängigkeit seiner Mitglieder wichtig.

Als nächster richtete kurz Chokri für den verhinderten WA-Vorsitzenden Stephan Kleier Grüße an die Erschienenen aus; Stephan wolle gerne die Arbeit im Wahlausschuss weitermachen und bitte deshalb um die Stimmen. Näheres sei seinem Fragebogen auf schalkermarkt.de zu entnehmen, zudem könne man ihn bei jedem Spiel ansprechen.

Ihm folgte der stellvertretende WA-Vorsitzende Günther Reipen. Er machte deutlich, dass er aufgrund der Verschwiegenheitsverpflichtungen nicht offen sagen könne, was schiefgelaufen sei, aber mithelfen wolle, dass es besser werde. So sei z. B. die Geschäftsordnung des WA reformbedürftig, er befürworte z. B. einen Rechenschaftsbericht (ohne Offenlegung der Namen) des WA auf der JHV, wie ihn die anderen Vereinsorgane auch ablegten. Seinen Satzungsänderungsantrag bezüglich des Wahlausschusses habe er zurückgezogen, um im Verhandlungswege die Besetzung des WA mit drei kooptierten Mitgliedern zu verhindern, da dies das „Ende des starken Schalke gewesen wäre“. Kandidaten für den AR müssten Kompetenz, eine Schalker Seele und Verständnis für Vorgänge im Verein (Stichwort: nie wieder Viagogo) haben. Clemens Tönnies habe ihm mal gesagt, er brauche keine Speichellecker, sondern kritische Köpfe; er würde gerne dafür sorgen, dass Clemens genau dieser Wunsch erfüllt werde.

Stefan Schorlemmer merkte trocken an, leider keine Bergleute in der Familienhistorie zu haben, dafür aber auch keine Mitgliedschaften und Abhängigkeiten. Er sei unabhängig und habe in den letzten Jahren gelernt, dass die Mitglieder oft schlauer seien als Vorstand und AR, daher sollten möglichst viele fähige AR-Kandidaten vor die Mitgliederversammlung treten können. Er sprach sich ebenfalls für ein rollierendes System aus und sagte, einzige Aufgabe des WA sei es, möglichst viele fähige Bewerber rauszufiltern – wenn er gewählt werde und dies nicht schaffe, dürfe man ihn (als passionierten „Steher“) auf einen Sitzplatz abschieben.

Das Mikro wanderte weiter zu Dennis „Elton“ Steckel. Er sei seit 3 Jahren im WA; der Mitgliederversammlung sollten möglichst viele Kandidaten präsentiert werden, daher dürfe es keine zu enge Vorauswahl geben. Vier Kandidaten seien ein Muss, gerne aber auch sechs. Diese müssten Charakter haben und der Region verbunden sein, wissen, was die Menschen bewegt. „IHR macht den Verein aus, macht Euch jede Woche für ihn gerade – wenn ich gewählt werde, mache ich mich für Euch gerade und freue mich auf weitere schöne Diskussionen mit Peter Peters!“
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Kornelia Toporzysek dankte zunächst schalkermarkt.de und Schalke.V.ereint für die Möglichkeit, sich vorzustellen. Als OLG-Richterin im Senat für Handelssachen wisse sie, was ein AR tun sollte. Ihre Entscheidung für die Kandidatur sei auf der letzten JHV gefallen, weil sie gedacht habe, einiges habe man mit ein bisschen Ruhe und Gelassenheit im Vorfeld besser regeln können. Sie sei KEIN Mitglied im SFCV und nicht organisiert. Ansätze für eine Reform des Wahlausschusses habe sie bereits auf schalkermarkt.de dargelegt, sie werde sich für mehr Transparenz einsetzen. (Anmerkung der Verfasserin: Für mich war dies mit Abstand die schwächste Vorstellung der Kandidaten, da sie versuchte, sich wenig glaubwürdig vom sie bewerbenden SFCV zu distanzieren und dann auch noch so tat, als habe sie den Gedanken „mehr Transparenz für den Wahlausschuss“, den Günther Reipen schon 2011 auf der JHV vorgetragen hatte, erfunden und als brauche man keine Mehrheiten, um Änderungen durchzusetzen. Zudem berücksichtigte sie als Einzige der Kandidaten nicht, dass auf Schalke eben nicht alles emotionslos und sachlich entschieden werden kann und Bewerber das Besondere unseres Vereins kennen sollten).

Rainer Vollmer konnte auf seine umfangreichen Erfahrungen in verschiedenen Gruppierungen auf Schalke und überörtlich („unsere Kurve“) verweisen, zudem ist er einer der Petitionsführer gegen den Polizeieinsatz vom Salonikispiel. Auch beruflich stehe er als Vorsitzender des Hauptpersonalrats des Finanzministeriums für Transparenz bei Auswahlverfahren; zudem habe er selber bereits für den AR kandidiert. Ein guter AR-Bewerber müsse Schalke kennen und den Spagat zwischen Mitglieder- und wirtschaftlichen Interessen bewältigen können. Er müsse standhaft sein, da Entscheidungen nicht immer 11:0 sein könnten; es habe ihn immer gestört, wenn Bewerber „umkippten“. Einer Reform zum Rotationsprinzip stehe er aufgeschlossen gegenüber; allerdings dürfe die Zahl der Kooptierten AR nie die der Gewählten übersteigen.

Als Letzte stieg Anja Wortmann in den Ring; gleichwohl wies sie als Erste darauf hin, dass der Termin der JHV in der Saison und nach dem weit entfernten letzten Auswärtsspiel in Freiburg nicht gut gewählt sei. Als Betriebsprüferin in der Finanzverwaltung habe sie gelernt, nicht immer alles für bare Münze zu nehmen und sich nicht vom schönen ersten Schein täuschen zu lassen. Bewerber müssten charakterstark sein und nicht umfallen und dürften nicht nur einmal im Jahr im La Ola aufschlagen. Schalke sei „nicht München oder Hamburg, sondern Gelsenkirchen“ und deshalb müssten die Kartenpreise auch HIER bezahlbar sein. Auch sie befürwortete ein rollierendes System; die (zwischenzeitlich verworfene) Mindestmitgliedschaft von 10 Jahren für den WA könne nur gelten, wenn diese auch für den AR selber eingeführt werde. Zudem plädierte sie dafür, auch für WA-Mitglieder eine dem AR vergleichbare Regelung in die Satzung aufzunehmen, dass diese nicht vom Verein abhängig sein dürften.

Der letzte Block gehörte den Satzungsänderungsanträgen. Zunächst trug Roman Kolbe den Antrag bzgl. des Ehrenrats vor. Der Ehrenrat sei das vereinsinterne Schiedsgericht, werde aber bislang alleine vom Aufsichtsrat vorgeschlagen, Mitglieder hätten kein Vorschlagsrecht. Dies sei zu einseitig und nicht ausgewogen, da u. a. der Aufsichtsrat aber auch selber in Streitigkeiten verwickelt sein könne. Er selber habe vor kurzem einen Termin mit dem Ehrenrat gehabt, der „nicht vergnügungssteuerpflichtig“ gewesen sei. Zudem dürfe der Ehrenrat nicht mehr im Block gewählt werden, denn „wer votiert schon gegen Klaus Fischer?!“

Ihm folgte Frank Zellin, der schmunzelnd feststellte, dass Alex (Jobst) leider schon weg sei, er habe ihm noch für die Befreiung von der Pest viagogo danken wollen. Seine Anträge befassen sich mit dem Quorum für eine außerordentliche Mitgliederversammlung und der Unterschriftensammlung auf dem Vereinsgelände und sollten bewirken, dass Mitglieder überhaupt noch eine Chance hätten, eine ao MV einzuberufen; auch wolle er nicht mehr erleben, dass Mitglieder bei Ausübung ihrer Rechte vom Vereinsgelände gejagt würden. Großen Applaus gab es für die Aussage „die Interessen von Sponsoren dürfen nicht über denen der Mitglieder stehen!“ Es sei albern, wenn der Verein jetzt den Eindruck erwecke, als seien dann jährliche Mitgliederaktionen mit zweifelhaftem Hintergrund zu erwarten. Es habe 109 Jahre gedauert, bis sich zwei aufgemacht hätten, die erforderlichen Unterschriften zu sammeln; zudem könnten Anträge mit rassistischem oder sonst bedenklichen Inhalt bereits jetzt aufgrund des Leitbilds sowie der Diskriminierungsverbote des allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes und des Grundgesetzes abgelehnt werden. Die süffisante Begründung der Nichtzulassung der Anträge im Kreisel sei für ihn „ein Schlag unter die Gürtellinie“, daher wolle er versuchen, die Behandlung mit 2/3 der Stimmen auf der JHV zu erreichen. Der dritte Antrag betrifft die Pflichten des SFCV-Vertreters im Aufsichtsrat und solle die „Fanvertretung verpflichten, vor fanrelevanten Entscheidungen die Basis zu hören“.

Den Schlusspunkt setzte dann wieder Roman, der darauf hinwies, dass der Antrag des Aufsichtsrats, ein zusätzliches Mitglied aus dem Sponsorenkreis kooptieren zu dürfen, dazu führe, dass alle die sechs nicht demokratisch gewählten Mitglieder beschlussfähig wäre und eine Entscheidung ohne ein einziges demokratisch legitimierten Mitglied fallen könne, daher bitte er alle Schalker, dagegen zu stimmen. U. U. komme der Antrag aber auch nicht zur Abstimmung, da noch Gespräche über den Antrag von Manuel Bohnert, die Zahl der optierten Aufsichtsräte zu verringern, liefen.

Roman appellierte an alle Schalker, rechtzeitig zur Jahreshauptversammlung zu kommen und fair zu bleiben; „hart in der Sache“, aber niemals beleidigend. Sein Aufruf „pro Schalke.V.ereint, pro Demokratie, pro „ein Verein, eine Mitgliedschaft“ und pro unabhängige Mitglieder im Wahlausschuss – kommt zur JHV für ein wirklich starkes Schalke!!!“ wurde von langanhaltendem Applaus der Teilnehmer belohnt. Auch so kann man also Vereinspolitik machen – fair, ausgewogen, konstruktiv.

 

Hinweis
Aufgrund der positiven Resonanz noch einmal der Hinweis, dass jeder Schalker die Möglichkeit hat Texte an folgende E-Mail Adresse zu senden: info@schalkermarkt.de